Warum ist der höchste 802.11n Wert HT-2-130? Wie kommt man da auf die "300 Mbit/s" Brutto Werte? Mit verdoppeln komme ich ja gerade mal auf 260... Die 130 werden mir dann auch im Linktest angezeigt, was etwas verwirrend wirkt
802.11n ist hochgradig flexibel, auf dem physical layer verschiedene Dinge zu
kombinieren:
- Modulation auf den OFDM-Unterträgern
- Anzahl der Spatial Streams
- Kanalbandbreite (20 oder 40 MHz)
- kurzes oder langes Guard-Intervall
Diese lassen sich fast beliebig kombinieren, mit dem Ergebnis, daß
im Gegensatz zu früheren WLAN-Standards die Angabe der Bitrate
alleine nicht hinreichend ist, um die Übertragung eindeutig zu beschreiben.
Die Angaben 'HT-1-...' und 'HT-2-...' sind das, was im 11n-Standard als
Modulation Coding Scheme beschrieben wird und die ersten beiden
Punkte aus der obigen Liste definiert. Die 1 oder 2 in der Bezeichnung
beschreibt die Anzahl der Spatial Streams, daran anhängend die Bitrate,
die sich ergibt, *sofern mit 20 MHz und langem Guard-Intervall gearbeitet
wird*. Alleine dort sieht man schon, daß eine Angabe wie '13 MBit' nicht
mehr hinreichend als Beschreibung ist, denn 13 MBit kann man mit einem
Spatial Stream und einer höheren Modulation auf den OFDM-Trägern
erreichen, aber auch mit zwei Streams und einer einfacheren Modulation
auf den Trägern. Daß nur diese beiden 11n-Parameter in der 'Datenrate'
abgebildet werden, hängt damit zusammen, daß diese die beiden Parameter
sind, die vom Ratenadaptionsalgorithmus im LANCOM gesteuert werden.
So wie früher zwischen 6 und 54 MBit hin- und hergeschaltet wurde, wird
jetzt zwischen HT-1-6.5M und HT-2-130M hin- und hergeschaltet, nur daß
die Auswahl jetzt quasi 'zweidimensional' erfolgt - deshalb gib es für 11n-
Verbindungen in den Übertragungseinstellungen jetzt zwei Min/Max-Parameter,
um den Ratenadaptionsalgorithmus zu steuern, nämlich einmal die
Modulation (Min- und Max-HT-MCS) und die Anzahl der Spatial Streams -
die 16 Raten sind quasi in einem 2x8-Array angeordnet (irgendwann könnten
das mal 3x8 oder sogar 4x8 werden, wenn WLANs mit 450 oder 600 MBit
kommen).
Im Gegensatz dazu sind die bei den anderen Parameter (Kanalbreite
und Guard Intervall) fix und nur davon abhängig, ob man sie in der Konfiguration
freigibt und ob die jeweilige Gegenstelle sie erlaubt. Bei 40 MHz wird die
Anzahl der OFDM-Träger etwas mehr als verdoppelt, damit werden aus 130
z.B. 270 MBit. Ist auch noch das kurze Guard Intervall erlaubt, dann sinkt die
Gesamtlänge eines Symbols von 4 auf 3,6 Mikrosekunden und man kommt auf
die beworbenen 300 MBit.
In der Stations- und diversen anderen Gegenstellentabellen findet man für 11n
neben dem MCS auch die 'effektive Bitrate' als Zahlenwert, die sich aus MCS,
Kanalbreite und Guard Intervall ergibt. Den Linktest haben ich für LCOS 8.0
so erweitert, daß zusätzlich die effektiven Bitraten ausgegeben werden.