1780EW-4G+ schlechter Durchsatz

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Björn
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1780EW-4G+ schlechter Durchsatz

Beitrag von Björn »

Hallo zusammen,

ich habe ein Problem mit einem 1780EW-4G+

Der Router schafft einen wesentlich geringeren Durchsatz, als mein Handy oder ein TPLink M7310.

1780EW - O2 - LTE - 3 mbits down - 4 mbits up
1780EW - TCom - LTE - 20 mbits down - 18 mbits up
M7310 - O2 - LTE - 19 mbits down - 6 mbits up
M7310 - TCom - LTE - 40 mbits down - 10 mbits up
S8+ - O2 - LTE - 20 mbits down - 6 mbits up
S8+ - TCom - LTE - 261 mbits down - 90 mbits up

(getestet mit belwue speedtest über lan)

Dinge die ich schon probiert habe:
- gefühlt jede Firmware im Archiv ausprobiert
- modem firmware ist aktuell (bzw. laut /status/... ist die firmware aktuell, wenn ich versuche die upx nochmal einzuspielen, bricht der Vorgang bei ca 33% ab und der Router startet neu)
- Antennen getauscht
- Router aufgeschraubt und sma Stecker kontrolliert
- Konfig komplett neu gemacht (auch mal per wizard)
- Router hat sein Original Netzteil dran (nicht per PoE)

Hat noch jemand eine Idee was man prüfen / verändern könnte?

Gruß Björn
GrandDixence
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Re: 1780EW-4G+ schlechter Durchsatz

Beitrag von GrandDixence »

Die Mobilfunkfrequenzbandwahl sollte auf "Alle" stehen, damit Carrier Aggregation verwendet wird:
https://www.lancom-systems.de/docs/LCOS ... _1_10.html

Nur mit Carrier Aggregation kann die maximale Datenübertragungsrate von 300 MBit/s im Downlink erreicht werden! Für mehr Informationen zu Carrier Aggregation siehe:
viewtopic.php?f=41&t=17290&p=98160&hili ... ion#p98160

Für schnelle Datenübertragungsraten muss der SNR (genauer: SINR) des empfangenen Mobilfunksignals möglichst gross sein:

https://www.lte-anbieter.info/technik/sinr.php

https://www.cablefree.net/wirelesstechn ... rsrq-sinr/

Da LTE, dasselbe "Funkverfahren" (OFDM-ähnliche Verfahren) wie WLAN (802.11n, 802.11ac) verwendet, gelten die hier:
lancom-wireless-aktuelle-accesspoint-z- ... 17257.html
beschriebenen Empfehlungen auch entsprechend für LTE.

Ein Mobilfunkrouter sollte nur mit Aussenantennen (im Outdoor-Bereich) betrieben werden! Die Hauswand und die Fensterscheiben dämpfen das Mobilfunksignal circa um den Faktor 1000x ab (30 dB).

Ideale Empfangsverhältnisse bestehen, wenn von beiden Aussenantennen Sichtverbindung zur nächsten Mobilfunkantenne besteht und die 1. Fresnelzone frei von jeglichen Hindernissen ist:
https://de.wikipedia.org/wiki/Fresnelzone

Ansonsten gelten die Empfehlungen unter:
https://www.lte-anbieter.info/lte-hardware/antenne.php

und für die Mobilfunkmessungen sollte der "Netzwerk Monitor" des Smartphones verwendet werden (Anleitung im Link ist halt nur für 3G/UMTS):
https://community.swisscom.ch/t5/Mobile ... 5351#M4343
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Björn
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Re: 1780EW-4G+ schlechter Durchsatz

Beitrag von Björn »

Danke für deine Hinweise.

Für mich sind die Themen nicht neu, ich hätte vielleicht auch dazu schreiben sollen, dass ich alle Tests innerhalb von 10 Minuten an exakt dem Selben Standort durchgeführt habe.

Carrier Aggregation ist für mich auch nicht zu 100% von Bedeutung. Fresnelzone und Außenantennen sind in meinem Fall auch nicht wirklich relevant. Das Teil wird bei kleinen Veranstaltungen (wo es sich einfach nicht lohnt mehr Aufwand zu betreiben) auf den Tisch geschmissen.

Was mich halt wirklich verwundert, ist die Tatsache, dass obwohl die Antennen und das Modem eine weit bessere Qualität aufweisen (sollten) der Durchsatz immer schlechter ist, als z.B. der kleine Hosentaschenrouter. (Der erst recht keine Carrier Aggregation unterstützt)
Das Signal (z.B. bei der letzten MakerFaire) hing standardmäßig RSRP bei -89dbm auf 800MHz. Downlink nur knapp 8MBits. Das kleine TP-Link Mistteil lieferte auf -71dbm 20Mbits auf der genau gleichen Basistation.

Irgendwas stimmt da doch nicht. Hatte schon überlegt, ob durch Reflektionen im Gebäude den Fehler verursachen. Aber am SINR Wert habe ich auch keine Probleme sehen können.

Gruß Björn
GrandDixence
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Re: 1780EW-4G+ schlechter Durchsatz

Beitrag von GrandDixence »

Am Lancom 1781-4G leuchtet bei einem RSRP von -89 dBm erst die orange Signallampe (=> schwacher Signalempfang). Die grüne Signallampe leuchtet erst bei einem RSRP > -71 dBm auf (=> sehr guter Signalempfang). Beim 1780EW-4G+ wird ein ähnliches Verhalten zu beobachten sein.

Gemäss der Spezifikation 3GPP TS 36.101 Version 14.3.0, Kapitel 7.3.1 sollte ein LTE-Mobilgerät mit einem 10 MHz-breiten LTE-Mobilfunksignal im 800 MHZ-Frequenband (Band 20) bei einem RSRP > -94 dBm praktisch immer die mit der Modulation QPSK mögliche maximale Datenübertragungsrate erreichen.

https://www.etsi.org/deliver/etsi_ts/13 ... 40300p.pdf

https://www.lte-anbieter.info/technik/rssi.php

https://www.lte-anbieter.info/technik/rsrp.php

Wie aus der MCS-Tabelle unter:
https://en.wikipedia.org/wiki/IEEE_802. ... Data_rates
leicht ersichtlich ist, können mit QPSK keine schnelle Datenübertragungsraten realisiert werden. Für schnelle Datenübertragungsraten ist die Modulation 64-QAM oder noch besser 256-QAM erforderlich. Damit 64-QAM oder 256-QAM eingesetzt werden kann, muss der SNR/SINR genügend gross sein.

https://de.wikipedia.org/wiki/Reichweite_(Funktechnik)

Aus der für WLAN gültigen Tabelle:
https://supportforums.cisco.com/sites/d ... e-page.pdf
kann man entnehmen, dass für 64-QAM der SNR/SINR rund 15 dB grösser sein muss als für QPSK. Also über den Daumen gerechnet: RSRP > -79 dBm.

Die 18 dB Unterschied des RSRP zwischen dem Lancom-Gerät und dem "TP-Link Mistteil" entsprechen dem Faktor 63. Das "TP-Link Mistteil" empfängt ein 63x stärkeres Mobilfunksignal als das Lancom-Gerät. Dank dem besseren Mobilfunksignalempfang kann das "TP-Link Mistteil" eine "schnellere" Modulations wie 64-QAM oder 256-QAM einsetzen, was in deutlich schnellere Datenübertragungsraten resultiert.

So, genug der Theorie:

Konstruktionsbedingt ist ein "grosser" Lancom-Mobilfunkrouter sicher nicht die beste Wahl für den Inhaus-Mobilfunkempfang. Das empfangene Mobilfunksignal muss einen langen Weg von der (externen) Kippgelenk-Mobilfunkantenne bis zum Empfangschip auf dem im Lancom-Mobilfunkrouter enthaltenen Mobilfunkmodul (WWAN) von Sierra Wireless (MCxxxx) zurücklegen. Und dieser Weg führt wahrscheinlich über mehrere Steckverbindungen und dünne Antennenkabel. Was zu relativ hohen Verlusten beim Signalpegel des empfangenen Mobilfunksignal führt.

Trotzdem habe ich schon einige Zeit die bei LANCOM-Geräten im Lieferumfang enthaltenen Kippgelenk-WLAN-Antennen und Kippgelenk-Mobilfunkantennen im Verdacht, dass diese keine guten Sende- und Empfangseigenschaften haben. Vielleicht ein Produktionsproblem?

Für Details und Fotos zum Innenaufbau der im Lieferumfang der LANCOM-Geräte enthaltenen Kippgelenk-WLAN-Antennen siehe:
airlancer-extender-antennen-i-60ag-i-80 ... 13881.html

Der Aufbau der im Lieferumfang der LANCOM-Geräte enthaltenen Kippgelenk-Mobilfunkantennen-Antennen wird wahrscheinlich dem Aufbau der WLAN-Kippgelenk-Antennen sehr ähnlich sein.

Sind die Kippgelenk-Mobilfunkantennen "V"-förmig am LANCOM-Gerät montiert?
lancom-wireless-aktuelle-accesspoint-z- ... tml#p98059
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